Licht ist nicht gleich Licht. Tageslicht, Kunstlicht, Mischlicht, Beleuchtungspläne, Fluter, Spots, Weichstrahler – nur einige der Begriffe und Themen, mit denen sich im Vorwege eines Drehs intensiv beschäftigt werden muss. Gezielte Lichtsetzung ist das A und O für schöne Bilder, so einfach ist das.
Und damit herzlich willkommen zu einem Ausflug in die Welt der Film-Beleuchtung.
Trotz großartigen Möglichkeiten, die es mittlerweile im Bereich der digitalen Farbkorrektur gibt, hat sich die Frage, die man am besten zuallererst stellt, nicht erübrigt: Kunstlicht oder Tageslicht? Jede Kamera wird vor Drehbeginn mithilfe des Weißabgleichs auf eine bestimmte Farbtemperatur eingestellt. Je nach Abgleich erscheinen verschiedene Lichtarten und – temperaturen unterschiedlich. Die verfügbaren Temperaturangaben werden meist in Kelvin (K) angegeben. Die Angabe für Tageslicht richtet sich nach der Norm für mittleres Sonnenlicht: 5500 K. Werte für Kunstlicht hingegen bewegen sich im Bereich um und bei 3200 K.
Vermieden werden sollten Situationen, in denen sogenanntes Mischlicht, also die Kombination aus Tages- und Kunstlicht herrscht. Je nachdem auf welche Farbtemperatur der Weißabgleich der Kamera eingestellt wurde, entstehen blaue Färbungen im Bereich des Tageslichts oder rötlich-orangene Einfärbungen in Kunstlicht-Bereichen. Beide Fälle sind extrem aufwändig in der Nachbearbeitung und entziehen den Filmemachern die “Kontrolle” über die Lichtsituation am Set.
HMI – Lichtquellen
HMI steht für Hydrargyrum Medium-arc Iodide, auf Deutsch also: Quecksilber bei mittlerer Bogenlänge mit Jod. Kurz gesagt: zwei Elektroden befinden sich in einem Gaskolben. In kaltem Zustand passiert gar nichts. Da auch die gängigen 230 V nicht ausreichen, um das Gasgemisch elektrisch leitend zu machen, wird ein Vorschaltgerät verwendet. Dies verursacht für die Zündung eine Hochspannungsentladung und das Gemisch wird ionisiert. Zwischen beiden Elektroden entsteht nun ein “Lichtbogen”. Bis die volle Leistungsfähigkeit und eine konstante Farbtemperatur erreicht ist, dauert es je nach Modell zwischen zwei und fünf Minuten nach Einschaltvorgang.
Mit einer Farbtemperatur von 6000 K sind HMI Lampen immer Tageslichtscheinwerfer. Das von ihnen erzeugte Licht kommt dem Sonnenlicht nahe, daher werden häufig große Flächen ausgeleuchtet oder das bestehende Sonnenlicht verstärkt. HMI Lampen sind dimmbar, allerdings nur bis auf 50%. Zu beachten ist, dass die Temperatur beim Dimmen etwas kühler ( = blaueres Licht) wird.
Das Licht von HMI Strahlern kann mit Toren, Scrims und Softboxen “geformt” werden.
LED – Lichtquellen
LED Leuchten sind verhältnismäßig neu im Bereich der Filmproduktion. LED steht für light emitting diode. LEDs können zunächst einmal immer nur eine einzige, feste Wellenlänge erzeugen. Da weißes Licht aber eine Kombination von diversen Wellenlängen ist, gibt es mittlerweile zwei Arten wie Filmscheinwerfer mit den Leuchtmitteln arbeiten. Entweder sie kombinieren LEDs der drei Grundfarben Grün, Blau und Rot und erzeugen daraus weißes Licht oder im Inneren der Lampe wird das Licht von Phosphoren erzeugt, die durch ultraviolette LEDs getriggert werden.
LED Leuchten können in nahezu jeder beliebigen Größe produziert werden. Sie sind entweder als Tageslicht-Lampen erhältlich oder befinden sich von der Temperatur her im Bereich einer Halogenlampe (Infos dazu folgen im nächsten Abschnitt). Das erzeugte Licht ist extrem weich, die Lampen können heutzutage auch über Akkus betrieben werden – ersparen also Stromverbrauch und die Tragerei von diversen Kabeln, sind höchst effizient und perfekt dimmbar. Obwohl LED Leuchtmittel noch verhältnismäßig teuer in der Anschaffung sind, ist ein Trend in der Filmproduktion hierhin nicht übersehbar – die Vorteile überzeugen.
Mit Toren, Filtern, Folien etc. kann die Lichtform und -temperatur auch hier bearbeitet und beliebig “geformt” werden.
Halogen – Lichtquellen
Halogenlampen am Filmset unterscheiden sich nur minimal von den allseits bekannten Glühlampen. Film-Lampen besitzen eine höhere Betriebstemperatur und damit einhergehend eine höhere Lichttemperatur. Während die gängigen Glühlampen sich zwischen 2900 K und 3500 K bewegen, schafft ein Halogenstrahler am Filmset dadurch auch 6500 K – Tageslicht also.
Als dimmbare Lichtquelle produzieren sie ein stufenloses Farbspektrum. Üblicherweise werden sie gerne für Innenaufnahmen verwendet, da die Wiedergabe dem warmen Licht der Glühlampe entspricht. Anders als die HMI Leuchte wird ein Halogenstrahler mit den 230 V direkt aus dem Stromnetz betrieben und ist sofort nach Einschaltvorgang auf voller Helligkeitsstufe angelangt.
Die Anschaffungskosten sind vergleichsweise gering. Ein “Achtung” gibt es allerdings auch hier: die Lampen werden bei längerer Verwendung sehr heiß und verbrauchen viel Energie. Bei der Verwendung in engen Räumen ist somit dringend darauf zu achten, dass es nicht zu dauerhaftem Kontakt mit brennbaren Materialien kommt.
Leuchtstoffröhren
Einen alten Klassiker in Sachen Licht am Filmset stellen Leuchtstoffröhren dar. Leistungsmäßig sind diese vergleichbar mit HMI Scheinwerfern. Besonders die sogenannten Kino Flos gelten als “Dauerbrenner”. Den Hersteller Kino Flo gibt es seit über 25 Jahren – mit wechselbaren Leuchtstoffröhren hat er sich auf das Film- und TV Geschäft spezialisiert. Mittlerweile gilt der Name Kino Flo sogar als eigenständiger Gattungsbegriff.
In der Leuchtstoffröhre erzeugt verdampfendes Quecksilber ultraviolettes Licht, das erst durch die jeweilige Beschichtung der Röhre für das menschliche Auge sichtbar wird. Von der aus Phosphor bestehenden Beschichtung ist somit auch die Temperatur der Röhre abhängig. Variationen zwischen 2700 K und 6500 K sind möglich.
Die Anschaffungskosten sind gering. Die Leuchten sind weitaus leichter als andere Modelle und erzeugen in der jeweils gewählten Temperatur ein weiches, flächiges Licht. Die Röhren entwickeln wenig Wärme und können somit auch in der Nähe von Personen platziert werden. Durch die am Kino Flo vorhandenen “Flügel” kann der zu beleuchtende Bereich eingegrenzt werden.