Man lernt einen Menschen neu kennen und irgendwann – meist relativ zeitig – kommt die Frage “was machst Du beruflich?” automatisch auf den Tisch. Die gehört quasi zum ABC des Kennenlernens. Das ist ja auch gut so, schließlich nimmt im Leben des “durchschnittlichen” Menschen der Beruf eine nennenswerte Zeit des Alltags und des Lebens in Anspruch.
Aus Erfahrung kann ich sagen: wenn die Antwort auf die Frage “ich arbeite in der Filmproduktion” lautet, dann geht die Reaktion automatisch in die Richtung “ach was? Das klingt ja spannend”. Es sei denn natürlich, man unterhält sich mit anderen Branchen-Genossen. In meinen Augen ist der Punkt, dass ein Job in diesem Bereich sehr viele positive Dinge, Erlebnisse, Menschen, Erfahrungen usw. mit sich bringt, absolute Tatsache. Wie in vielen Branchen muss man irgendwie “der Typ dafür sein” – wenn man das ist, kann man richtig viel Spaß haben.
Über die Aspekte hinaus, an die man “von außen” vielleicht zuerst denkt – man ist so richtig am Filmset unterwegs, man hat mit tollem Equipment zu tun, man hat Darsteller vor der Linse, man ist eben für die Werbung und Kommunikation in der Welt “verantwortlich” usw. – ist mir bei einem der letzten Projekte noch ein Punkt mal wieder im Gedächtnis geblieben. Einer, der auf den ersten Blick vielleicht gar nicht so offensichtlich erscheint oder häufig auch einfach als “zweitrangig” abgelegt wird.
Damit herzlich willkommen zu einer Ode an Einblicke in thematisch absolutes Neuland!
Die Sache mit dem “Neuland”
Es ist ja so: wenn ein Autor ein Buch über die Religionskämpfe im mittelalterlichen England des 12. Jahrhunderts schreibt, ist er nicht von Geburt an Experte in diesem Thema. Ein langer Weg mit intensiver Recherche, außergewöhnlichen Einblicken, langen Suchen nach Informationen und einem riesigen Kontakt-Netz steht ihm bevor. Man befasst sich eben mit einem Thema, mit dem man im wahren Leben nichts zu tun hat. Und man benötigt das Know How, um wahrheitsgemäß und zielführend über das besagte Neuland berichten zu können.
Kommt ein Kunde mit einem neuen Projekt, wird man in der Projektleitung schnell zum “Wissensdurstigen”. Plötzlich geht es um technische Details, mechanische Einblicke, Menschen und ihre Hintergründe – kurz gesagt: um Dinge und “Perspektiven”, die mir im normalen Leben nicht eröffnet werden. Das große Ganze muss zerlegt werden, um wirklich eintauchen zu können. Je nach Projektinhalt und -botschaft geht das Wissen mehr oder weniger tief, aber es ist in den meisten Fällen das Betreten eines Neulands. Und das ist toll. Bei vielen Themen merke ich erst während der Recherche, dass dies eigentlich gar nicht so unspannend ist wie vielleicht zuvor vermutet. Oder man ist plötzlich sogar so gefesselt von der “Materie”, dass man sich nach Feierabend dabei erwischt irgendwelche Fachartikel zu lesen, die man ohne diesen Kontakt sehr wahrscheinlich nie angerührt hätte.
Immer wieder gibt es neuen Input, immer wieder aus völlig verschiedenen Richtungen. Und meist bleibt es ja gar nicht “nur” bei den neuen Themenfeldern, sondern man lernt auch Personen kennen, die einem ganz neue Dinge erzählen können. Es ist eben deren Fachgebiet. Mit Sicherheit einer der Aspekte, die diesen Job für mich so vielfältig und interessant machen.
Ein Hoch auf die Vielfalt der Fachgebiete dieser Welt. Klingt euphorisch, klingt aber vor allem: abwechslungsreich.